Freewriting - in Carpe diem Magazin
Schreiben bis der Schlummer kommt - so heißt der Artikel, der in "Carpe diem", dem Magazin erschienen ist. Wourm es darin geht: Wie das Freewriting beim Einschlafen helfen kann mit mir als Expertin.
“Es geht nicht darum, dass ein guter Text entsteht. Es gibt kein Richtig. Und auch kein Falsch. Du schreibst nur für dich."
Das Interview mit mir aus dem Artikel:
8 Fragen an Ursula Neubauer:
Wie lange soll ich schreiben?
Ich stelle mir immer einen Wecker für zehn oder
fünfzehn Minuten. Das ist genug Zeit, damit sich
Dinge zeigen können, aber es ist kurz genug, dass
ich es nicht als unendlichen Aufwand und großes
Zeitinvestment empfinde. Es soll ja möglichst
unkompliziert sein.
Wo schreiben Sie Ihre Gedanken auf?
Ich habe Notizhefte, in denen ich auch das Datum
zu den jeweiligen Seiten notiere.
Und die liegen auf dem Nachtkästchen?
Meine Empfehlung wäre: nicht neben dem Bett
liegen lassen, sondern in einer Schublade oder
gleich in einem anderen Raum. Ich bringe gern
ein bisschen Abstand zwischen mich und die
verschriftlichten Gedanken. Denn die Übung
soll ja entlasten.
Gehen Sie gleich nach dem Schreiben schlafen?
Das Schreiben kann ruhig noch ein bisschen
nachwirken. Nicht immer, aber wenn etwa eine
Erkenntnis hochkommt während des Schreibens,
dann ist es gut, wenn ich dieser noch kurz Raum
gebe. Damit sie nicht erst wieder unendlich weiterrattert.
Ich genehmige mir einen Tee, lasse die
Gedanken sickern, erst dann lege ich mich hin.
Kann jeder schreiben?
Ja. Am Anfang hört man oft noch den eigenen
Deutschprofessor im Kopf: „Man darf einen Satz
nicht mit ‚und‘ anfangen“, „Wortwiederholungen
vermeiden!“ und ähnliche Regeln. Das ist aber
bei dieser Art des Schreibens völlig egal. Es geht
nicht darum, dass ein gutes Textprodukt herauskommt,
sondern es geht um den Prozess. Es gibt
kein Richtig oder Falsch.
Muss ich jeden Abend schreiben?
Nein. Wichtig ist ja, dass man sich beim Schreiben
keinen Druck macht. Daher muss es auch
nicht jeden Abend sein – halt dann, wenn man’s
braucht. Es ist für dich, und nur für dich!
Und wenn ich fertig geschrieben habe,
hör ich einfach auf? Das war’s dann?
Heft zuklappen. Das ist eigentlich genug. Was
man aber auch machen kann, wenn man sich
eine Art Abschluss wünscht: Noch einmal auf
das Papier schauen und sich spontan ein Wort
herauspicken, das einem ins Auge springt. Überlegen,
ob man sich dieses spezielle Wort auf einem
Extrazettel mitnehmen mag in den nächsten
Tag oder ob man es loswerden will – also aufschreiben,
zerknüllen, in den Papierkorb werfen,
zerreißen … was auch immer. Das manifestierte
Loslassen kann sehr guttun.
Ich kann gut einschlafen, wache aber in der
Nacht auf …
Da hilft Schreiben auch. Eine meiner Klientinnen
hatte wegen einer Krankheit starke Sorgen und
ist deswegen oft aufgewacht. Da hatte sie ein
Notizbuch neben dem Bett liegen und hat geschrieben,
um weiterschlafen zu können.